Austria Klagenfurt startet in 2. Liga als „Topfavorit“

Austria Klagenfurt hat Ende Juli nur hauchdünn den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga verpasst. In der am Freitag startenden neuen Saison der 2. Liga wollen die Kärntner am Ende die Sektkorken knallen lassen. Die Truppe von Coach Robert Micheu nimmt die Favoritenrolle an. Von der Papierform scheint ein Zweikampf mit Wacker Innsbruck, wo mit Daniel Bierofka ein neuer Trainer tätig ist, realistisch.

„Von Vereinsseite spüre ich nicht so einen Druck, den Druck machen wir uns selber. Wir waren vergangene Saison punktgleich mit dem Ersten, wenn wir jetzt sagen, wir wollen unter die ersten Sechs, glaubt uns das niemand. Unser klares Ziel ist der Aufstieg“, sprach Micheu im APA-Gespräch Klartext. Sein Optimismus ist groß. „Wir haben uns stetig verbessert seitdem ich bei Klagenfurt bin. Wenn wir uns heuer wieder verbessern, dann können wir nur Erster werden.“ Der 45-Jährige geht in seine dritte Saison, nach Rang acht hatte es zuletzt den Vizemeistertitel gegeben.

Um nicht noch einmal mit dem undankbaren zweiten Platz vorliebnehmen zu müssen, wurden mit Stürmer Markus Pink und Innenverteidiger Thorsten Mahrer auch bundesligaerfahrene Kräfte verpflichtet. „Ich glaube schon, dass wir dadurch noch einen Schub kriegen, den wir auch brauchen“, meinte Micheu. Verkraftet werden muss allerdings der kurzfristige Abgang von Offensivstütze Okan Aydin (12 Tore, 12 Assists) nach China.

Die Spielidee wurde nicht verändert, einerseits aufgrund der guten Performance 2019/20, anderseits wegen der kurzen Vorbereitung. „Wir haben eine ziemlich eingespielt Mannschaft, sind gut gerüstet“, blickte Micheu optimistisch nach vorne. Im Vergleich zur vergangenen Saison gelte es, aus der Überlegenheit mehr Tore zu machen und die Ausbeute bei Standardsituationen zu erhöhen. Im besten Fall gleich am Freitag gegen Blau-Weiß Linz. Micheu zählt die Oberösterreicher wie auch den nicht aufstiegsberechtigten FC Liefering neben dem „größten Konkurrenten Innsbruck“ zu Anwärtern für einen Platz ganz vorne.

Die Tiroler selbst sehen sich nur in der Außenseiterrolle. „Klagenfurt ist der absolute Topfavorit. Sie hätten es schon zuletzt von der Qualität verdient gehabt, dass sie aufsteigen“, sagte Bierofka im APA-Gespräch. Seinem Team nahm er jegliche Last von den Schultern. „Wir müssen gar nichts. Wir haben eine junge Mannschaft, man darf ihr nicht einen zu großen Druck aufbürden, weil das ist absolut kontraproduktiv“, betonte der Deutsche. Ziel sei es vorerst einmal, nur gut in die Saison – am Freitag tritt Wacker beim Vorjahres-Schlusslicht Kapfenberg an – zu starten. „Das ist ganz wichtig“, so der Coach.

Bierofka hatte nicht viel Zeit, um mit seinem neuen Team zu arbeiten. Nach der erst Ende Juli zu Ende gegangenen Saison war die Vorbereitung diesmal weniger als ein Monat lang. „Es war aufgrund der kurzen Zeit nicht einfach, es gibt daher noch Sachen, an denen wir noch schrauben müssen“, ist sich der 41-Jährige bewusst. Seine Analyse von 2019/20 hat ergeben, dass die Tiroler zwischen den Strafräumen gut gearbeitet hätten. „Aber in den entscheidenden Momenten müssen wir besser verteidigen und auch besser angreifen.“

Dafür wurden etwa mit Goalie Marco Knaller, Rückkehrer Florian Jamnig, Markus Wostry, Ronivaldo, Darijo Grujcic oder Fabio Viteritti Spieler geholt, die das „Gerüst der Mannschaft“ darstellen sollen. Sie sollen mithelfen, das Spiel der Tiroler variabler zu machen. „Im Spiel mit dem Ball, von der Grundformation und auch im Anlaufen. Das ist unser Ziel, braucht aber Zeit“, sagte Bierofka.

Interessant wird sein, ob der neue Wacker-Trainer auch die nötige Zeit bekommt. Hinter dem Ex-Bundesligisten steht genauso wie auch hinter Klagenfurt ein deutscher Investor. Die Ziele dürften gleich sein. „Er ist sicherlich nicht nach Österreich gekommen, um ständig in der 2. Liga zu bleiben“, sagte Klagenfurts Micheu etwa über seinen Boss Tomislav Karajica.

Zu rechnen ist mit einer spannenden Saison. Mitentscheidend könnte auch das Coronavirus sein, sollten sich etwa wichtige Spieler infizieren und dann ausfallen. Bei Wacker waren bisher alle wöchentlich durchgeführten Tests negativ, bei Klagenfurt hatte ein damals im Ausland weilender Legionär Covid-19. Doch nicht nur deshalb macht sich der eine oder andere Sorgen. Die letzte der 13 Herbst-Runden endet erst am 13. Dezember, das Frühjahr mit 17 Spielen startet bereits am 12. Februar 2021. „In der 2. Liga ist eine Rasenheizung nicht Pflicht. Ich bin schon gespannt, wie das mit den gefrorenen Plätzen wird, da wird viel auf den Zufall ankommen“, vermutete Micheu.

Nachdem es vergangene Saison keine Absteiger gegeben hat, verspricht diesmal auch der Kampf um den Klassenerhalt Spannung. Die letzten drei Teams müssen in die Regionalliga, Anwärter dafür gibt es mit Blick auf die vergangene Saison, in der etwa zwischen dem Siebenten und Vorletzten nur zehn Punkte lagen, viele. Mit den Rapid Amateuren ist nur eine Mannschaft neu, sie profitierte vom Konkurs von Bundesligist Mattersburg und durfte aus der Regionalliga aufsteigen.

(APA)

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