LINZ,AUSTRIA,25.FEB.20 - ICE HOCKEY - EBEL, Erste Bank Eishockey Liga, EHC Black Wings Linz, locker room tour. Image shows the president Peter Freunschlag. Photo: GEPA pictures/ Christian Moser

Black Wings-Präsident Freunschlag meldet sich mit offenem Brief

via Sky Sport Austria

Bei den Black Wings Linz hat sich um die Person von Manager Christian Perthaler ein Machtkampf entsponnen. Nach internem Hickhack ging Obmann Peter Freunschlag am Montag mit einem offenen Brief an die Fans des Eishockey-Vereins in die Offensive, sprach von einem Kampf „Kommerz gegen Ideologie“ und blickte in Zeiten der Corona-Krise mit Sorgen in die Zukunft.

Das Band zwischen Freunschlag und Perthaler scheint zerrissen. Man habe sich erst vergangenen Freitag getroffen, auf einen Nenner sei man nicht gekommen, berichtet der Clubchef. Freunschlag hat sich zuletzt gegen Perthaler als Manager ausgesprochen und dabei auch seine Vizepräsidenten überstimmt. Dies ist möglich, da der Bauunternehmer bei den Black Wings als Obmann und Kassier agiert. Diese Entscheidung brachte Freunschlag in Linz viel Kritik ein. Der seit 2008 in seiner Funktion agierende Funktionär wehrte sich nun dagegen.

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„Ich werde nun von so vielen kritisiert, dass ich DER Diktator der Black Wings bin. Ja, es stimmt – ich habe den Verein so abgesichert, dass am Ende nur meine Stimme zählt. War das in all diesen Jahren ein Problem?“, schrieb Freunschlag in seinem offenen Brief. Er habe erst einmal davon Gebrauch gemacht – eben beim letzten Vorstandsmeeting. Da wäre das Coronavirus aber noch kein Thema gewesen. Ein Umstand, der nun alles in den Hintergrund stelle.

Er habe inzwischen alle Mitarbeiter der Black Wings in die Kurzarbeit schicken müssen, merkte der Club-Boss an. „Ob es eine Meisterschaft im September gibt, steht in den Sternen. Welcher unserer vielen treuen Sponsoren uns noch unterstützen können, ist ebenfalls ungewiss“, schrieb er. Freunschlag will den Verein umstrukturieren. Ehemalige Profis sollen im Vorstand sitzen, auch ein Vertreter der Fans. Bei den Black Wings soll die Meinung „unserer Experten“ wieder wichtiger werden. Freunschlag sprach vom „Linzer Spirit“, den es zu bewahren gelte.

Inwiefern die Sponsoren der Linzer dies goutieren, bleibt abzuwarten. Der ehemalige Nationalteamspieler Perthaler gilt als hoch angesehen. Ein Premium-Partner ist die Oberösterreichische Versicherung. Deren Generaldirektor Josef Stockinger meinte in einem den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vorliegenden Antwortschreiben an Freunschlag: „Bitte vermischen Sie die momentane Corona-Krise nicht mit der ebenfalls existenziellen Krise der Liwest Black Wings Linz!“ Ohne Perthaler gäbe es viele Sponsoren nicht (mehr). „Ich rate Ihnen einfach, vom selbstgefällig hohen Ross herunterzusteigen.“

(APA)

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Der Brief im Wortlaut:

Liebe Fans ! Liebe Fanclubs !

Lieber Daniel ! Lieber Andreas ! Lieber Stefan !

Vorerst möchte ich mich bei euch für die faire Behandlung bedanken. Wie Ihr Euch denken könnt, ist die psychische Belastung für mich sehr groß. Der Weg in die Presse ist bis heute für mich ein „No-Go“, weil ich nicht auch den Verein weiter schädigen möchte und ich nicht der Typ bin, andere schlecht zu machen. Eine interne Diskussion wäre für alle Beteiligten die bessere Lösung. So muss ich mir fragwürdige Behauptungen und Schuldzuweisungen weiter gefallen lassen. Schlimm ist auch für mich, die im Netz zu lesenden Beschimpfungen in Unwissenheit.

Bevor ich eure Fragen anschließend beantworte, möchte ich euch noch folgendes Statement geben:

Ich bin nun seit mehr als 10 Jahren euer Eishockey-Präsident. Wir haben gemeinsam viele Erfolge feiern können. „Wir wollen die Linzer sehen“, war ein gemeinsamer Slogan. Es war für uns alle ein BESONDERES ERLEBNIS.

In den letzten Jahren ist aber dieser Slogan viel mehr zum Alibi als zur Verinnerlichung geworden. Plötzlich waren die Gehälter für Import-Spielern wichtiger als IHRE Einstellung. Plötzlich waren die Meinung von Import-Trainern wichtiger als die Meinung von UNSEREN Experten, die sich tagtäglich für den Verein abmühen. Wir sind nicht Red Bull Salzburg – wir sind die Black Wings Linz, die den Spirit von euch Fans erleben wollen und nicht nur für überteuerte Gagen spielen. Das ist MEIN Traum und sicher auch euer Traum.

Nicht immer ist das Altbewährte gut, aber immer gut ist es, wenn wir zusammenhalten. So appelliere ich an alle Fans, meine Entscheidungen zum Wohle des Vereins zu respektieren und nicht in Unkenntnis zu kritisieren, sondern miteinander Lösungen zu schaffen.

Doch der Verein hat sich verändert. Alle meine Intentionen diesen Spirit zu halten sind gescheitert. Die Abstimmung im Vorstand war nicht ein Kampf „Perthaler gegen Freunschlag“ – sondern Kommerz gegen Ideologie.

Ich werde nun von so vielen kritisiert, dass ich DER Diktator der Black Wings bin. Ja, es stimmt – ich habe den Verein so abgesichert, dass am Ende nur meine Stimme zählt. War das in all diesen Jahren ein Problem ? In all diesen Jahren war ich immer offen für neue Vorschläge und habe IMMER alle Vorschläge des sportlichen Managements bzw. der Vizepräsidenten respektiert und erfüllt. Noch nie habe ich von dieser Regel Gebrauch gemacht – bis eben beim letzten Vorstandsmeeting. Der Verein liegt mir sehr am Herzen. Durch diese starke Bindung musste ich die Reißleine ziehen, damit die maßlose Verschwendung der Gelder uns auch im von Corona Virus geprägten Jahr nicht belastet.

Niemand außer mir hat aber in dieser Vorstandssitzung auch die Auswirkung des Corona Virus bedacht. Es geht schon längst nicht mehr um „Perthaler gegen Freunschlag“. Es geht um die Frage, wie wir die Auswirkungen der Corona Krise überwinden. Erst letzte Woche habe ich alle Mitarbeiter der Black Wings in Kurzarbeit schicken müssen. Ob es eine Meisterschaft im September gibt, steht in den Sternen. Welcher unserer vielen treuen Sponsoren uns noch unterstützen können, ist ebenfalls ungewiss. Wir brauchen eine neue Strategie.

Wer mich kennt, weiß dass ich Kritik immer ernst nehme. Auch die Kritik, dass ich ein „allmächtiger Präsident“ bin. Laut den Statuten bin ich allmächtig. Bin ich aber ALLMÄCHTIG, wenn ich EINMAL in diesen vielen Jahren von diesem Recht Gebrauch gemacht habe? Ist das dann gerecht, wie ich in der Öffentlichkeit dargestellt werde? Und nur deshalb weil ich mich verpflichtet fühle den „Linzer Spirit“ und auch das Budget zu schützen?

Ich verstehe auch, dass ich eine klare Änderung vornehmen muss. Ich will die Krise abwenden und den „Wir wollen die Linzer sehen“-Spirit wieder zu installieren. Dies ist bereits mein Anliegen in der Vorstandssitzung gewesen und ist es auch heute noch. Leider haben die Vizepräsidenten und auch Christian dies falsch verstanden. Mir scheint fast, als dass es ihnen nur um die Bewahrung ihrer Positionen geht.

Mein Konzept „Black Wings Neu“ sieht vor, dass der Clubvorstand nicht mehr ausschließlich aus Persönlichkeiten der Wirtschaft besteht, sondern auch aus verdienten ehemaligen Spielern und eines Vertreters eines Fan-Clubs. Auch soll es eine Reorganisation der beiden GmbHs geben. Somit ist es auch nicht mehr notwendig, dass ich immer die Mehrheit bilde. Ich gehe davon aus, dass dieser Expertenkreis die richtigen Entscheidungen trifft.

Interimistisch würde der Verein für die Überführung in die neue Struktur aus folgenden Personen bestehen

Vorstandsmitglied für Jugendarbeit, (Ehemaliger Black Wings Spieler)

Vorstandsmitglied für Spitzensport, (Ehemaliger Black Wings Spieler)

Vorstandsmitglied für Organisation, Marketing, Finanz, Strategie und Verwaltung

Vorstandsmitglied für Fans (ein Fanclub Obmann)

Vorstandsmitglied für Sponsoring (Ehemaliger Black Wings Spieler)

Vorstandsmitglied für den operativen Spieltagsbetrieb

Für alle diese Posten habe ich schon mit Persönlichkeiten des Vereines gesprochen und auch Zustimmung bekommen. Ich möchte aber die Namen dieser Personen aktuell nicht nennen, da ich sie vor der Schmutzkübel-Attacken beschützen möchte.

Bewusst will ich auf Experten setzen, um auch die Corona Krise zu bewältigen. Es muss uns bewusst sein, dass viele Eigentümer oder Geschäftsführer aktuell ihre wirtschaftliche Stärke für den Verein nicht einsetzen können. Wir können diese aber für die Zeit nach dem Virus mit unserer Arbeit überzeugen, dass dann meine „Allmächtigkeit“ zur Vergangenheit zählt und der Verein „basisdemokratisch“ geführt wird.

Und nun zu euren Fragen:

  • Wird es eine Änderung der Vereinsstatuten geben, die das aktuell bestehende Machtmonopol aufheben?

Ja, wird es – aber nur, wenn wir einen Vorstand und Manager an einen Strang ziehen und eine gemeinsame Strategie verfolgen. Ich bin aktuell für alle finanzielle Aktivitäten privat haftbar und benötige die Versicherung, dass alle Entscheidungen im Sinn des Machbaren getroffen werden. (Weitere Infos aus meinem Vortext)

  • Gibt es einen Plan, den Verein unter Einbeziehung der Personalie Christian Perthaler fortzuführen?

Ich habe erst Freitags den 20.3.2020 wieder Gespräche mit Christian geführt. Alle meine Vorschläge wurden aktuell von ihm abgelehnt bzw. nicht beantwortet. Ich möchte aber klarstellen, dass inzwischen schon viele Probleme im Verein aufgezeigt wurden, sodass ich das Vertrauen in Christian fast verloren habe. Den Ursprungszustand im Verein wiederherzustellen, so wie es die Vizepräsidenten wollen, macht keinen Sinn mehr. Wenn der Verein weiter auf zwei Personen (Annahme Christian und mir) aufgebaut wird, kann der Verein sich nicht weiterentwickeln und besteht auch Gefahr einen finanziellen Schaden zu erleiden.

  • Wer von den Freiwilligen wird noch aufhören, sollte Perthaler den Verein verlassen? Gebe es für diese Positionen bereits Ersatz?

Aktuell ist mir nicht bekannt, dass „Freiwillige“ aufhören. Sollte es tatsächlich jemanden geben, wäre ich sehr froh, wenn diese sich melden. Dann habe ich die Möglichkeit, Sie für das Konzept „Black Wings Neu“ zu überzeugen. Im Gegenteil – ich habe bereits Meldungen von Mitarbeitern, die aufhören, wenn Christian bleibt.

  • Wie schaut es finanziell beim Verein aus – gibt es Groß-Sponsoren, die abwandern würden? (vor allem die Firmen der Vizepräsidenten)

Wir werden dieses Jahr wieder ausgeglichen ( trotz des Zukaufs der 3 Ersatzspieler ) – ohne Schulden bilanzieren. Wir haben dies jetzt schon jedes Jahr geschafft – und da können wir alle sehr stolz darauf sein. Ich möchte mich in diesem Falle bei euch Fans, aber auch den zahlreichen Helfern und Sponsoren und vor allem Christian bedanken. Wir haben seit mehreren Jahren, die Kartenpreise nicht erhöht. Dennoch den Umsatz gesteigert und habe alles Geld in das Budget der EBEL Mannschaft gesteckt. Wir haben aber dadurch auch keine weiteren Ressourcen in die Organisation und die Jugendarbeit stecken können. So hat sich in diesem Jahr das erste Mal in der Black-Wings-Geschichte die Jugendarbeit inkl. AHL selbst finanziert. Deshalb einen Riesendank an Konrad Linner und Bobby Lukas. Dass wir damit aber Koni, Bobby und seine Mitarbeiter und die gesamten Angestellten und Helfer der Black Wings an deren Grenzen bringen ist die logische Folge.

  • Aktuell gibt es nur Gerüchte über den Rückzug von Sponsoren. Ich habe mit einigen großen Unterstützern gesprochen und alle haben fast die gleiche Antwort gegeben: „Wir unterstützen den Club nicht wegen Perthaler oder Freunschlag, sondern wir unterstützen ein gutes Eishockey in Linz.

Ich hoffe auch, dass wir Karl Egger und Peter Matausch dazu überzeugen, dass beide weiterhin Sponsoren bleiben. Leider haben sie meine Angebote für Lösungen abgelehnt. Ich möchte aber anfügen oder bemerken, dass Aussagen die ich von Ihnen zuletzt gelesen habe unter die Kategorie Halbwahrheiten fallen.

Mehr Sorgen mache ich mir über die Auswirkungen des Corona Virus. Es kann sein, dass wir deshalb viele Sponsoren verlieren werden.

Ich hoffe, ich konnte euch nicht nur eure wichtigsten Fragen beantworten, sondern auch besondere Antworten geben. Ich hoffe besonders, dass ihr mit mir den Weg „Black Wings Neu“ gehen wollt.

Für weitere Fragen stehe ich euch immer gerne zur Verfügung.

Beitragsbild: GEPA

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