Nach Poss ist vor Brucker

„Der EC Red Bull Salzburg und Greg Poss gehen ab sofort getrennte Wege. Neuer Head Coach der Salzburger Profi Mannschaft ist vorläufig bis zum Saisonende der bisherige Assistant Coach Andreas Brucker.“

Kurz und knackig war sie, die Red Bull-Medienmitteilung, die am Dienstag an die Presse verschickt wurde. Damit war das Ende von Greg Poss vor Ablauf seiner dritten Saison besiegelt. Seit 2016 hatte der Kanadier bei 187 Spielen in der EBEL das Sagen in Salzburg und feierte 115 Siege. Nur Pierre Page (399 Spiele) arbeitete länger als Head Coach bei den Bullen. Page holte in den sechs Saisonen zwischen 2007 und 2013 immerhin drei Mal den Titel in der EBEL.

Dieser Titel blieb Greg Poss verwehrt. Er schaffte es in der ersten Saison bis ins Halbfinale und unterlag in der vergangenen Saison dem HC Bozen im Finale. Trotzdem wird der ehemalige Teamchef der Deutschen Nationalmannschaft einen besonderen Platz in dem Red Bull Eishockey Geschichtsbuch einnehmen. Er feierte in dieser Saison mit dem Erreichen des Semifinales in der CHL den größten internationalen Erfolg mit Salzburg.

Trotz der Niederlage gegen den großen Bruder Red Bull München im Halbfinale, hat Salzburg im Ausland viel Respekt und Anerkennung geerntet und damit auch das Ansehen der heimischen EBEL gehoben. Umso erstaunlicher, dass die Bullen sich international so toll präsentiert  haben und es national überhaupt nicht laufen will. In den letzten 7 Spielen gab es keinen vollen Erfolg mit drei Punkten für die Mozartstädter. Für Sky Experte Gregor Baumgartner aber nicht verwunderlich: „In der CHL agierte Salzburg in einem ganz anderen Spielstil. Die Mannschaft spielte viel defensiver, sehr diszipliniert und war sehr konsequent in den Zweikämpfen. In der EBEL erwartet man von den Bullen ein offensiveres Auftreten.“

Vorzeitige Trainerwechsel ungewöhnlich?

Trotz des schwachen Auftretens in der EBEL, nur zwischen Runde 25 und Runde 29 lagen die Salzburgen unter den Top 3 der Liga, ist es in Salzburg eher ungewöhnlich, dass ein Head Coach vorzeitig gehen muss. „Stimmt nicht“, sagt Eishockey Statistiker Joschi Wisberger: „Gleich in der ersten Saison von Red Bull im Jahr 2004 gab es im Dezember schon den Trainerwechsel. Für Jorma Siitarinen war nach 28 Spielen und nur sieben Siegen Schluss. Seinem Nachfolger Kjell G. Lindqvist erging es nicht besser. In 20 mit nur 5 Siegen und der Nichtteilnahme an den Playoffs war auch für ihn Schluss.“

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Trotz der schwachen Leistungen und der fehlenden Punkte ist ja immer noch alles möglich für die Salzburger. Man erinnere sich an die vergangene Saison, als der HC Bozen als Achtplatzierter noch den Meistertitel holte. Was aber droht, ist der Verlust des Heimvorteils im Playoff Viertelfinale. Aber auch das hat es schon einmal gegeben, weiß Joschi Wisberger: „In der letzten Saison von Pierre Page 2013 startete Red Bull auch von Platz fünf auswärts in die Playoffs. Am Ende schafften es die Salzburger bis ins Semifinale.“

Spieler bemängelten Gleichbehandlung

Für Gregor Baumgartner war nach der Pleite am Sonntag klar, dass es mit Greg Poss nicht mehr weitergehen wird. „Die Spieler haben geklagt, dass es keine Gleichbehandlung zwischen den nordamerikanischen Kontigent und den einheimischen Spieler gibt. Damit ist das Vertrauen zum Trainer verloren gegangen.“ Unser Sky Experte hat auch mitbekommen, dass die Spieler versucht haben, den Head Coach zu einem anderen System zu überreden. Doch Greg Poss ließ sich nicht dazu bewegen. Und so war es weder für Baumgartner noch für Wisberger eine Überraschung, dass sich Red Bull Salzburg von Greg Poss trennt: „Der Vertrag wäre im Sommer sowieso ausgelaufen und Verlängerung war keine mehr geplant.“

Erster österreichischer Chef

Damit ist der Weg frei für den bisherigen Assistant Coach Andreas Brucker. Der gebürtige Linzer kam 2006 von den Black Wings Linz als Nachwuchstrainer nach Salzburg. Der 51-Jährige arbeitete sehr erfolgreich mit unterschiedlichen Nachwuchsteams. Deshalb wurde er im vergangenen Sommer von Greg Poss ins Trainerteam der Profi Mannschaft geholt. Andreas Brucker arbeitet somit erstmals als Head Coach einer Bundesligamannschft und ist darüber hinaus der erste österreichische Cheftrainer bei Red Bull Salzburg.

Brucker hat ein klares Bild von der Mannschaft, die er seit Mai letzten Jahres kennt: „Die Probleme sind hauptsächlich mentaler Natur. Dort werden wir den Hebel ansetzen, aber auch im sportlich-taktischen Bereich noch Verbesserungen vornehmen.“ Die ersten Prüfsteine gibt es für den neuen Cheftrainer am kommenden Freitag auswärts gegen Fehervar und am Sonntag in Bozen.

Highlights: EC Red Bull Salzburg vs. HC Bozen

Beitragsbild: GEPA