Bayern mit „Gewinnermentalität“ auf dem Weg zum achten Titel in Folge

Erste Gratulationen schlugen die designierten Münchner „Geister-Fußballmeister“ gönnerhaft aus. Dafür dokumentierten die Bilder des Jubelschreie ausstoßenden Matchwinners Joshua Kimmich im leeren Dortmunder Stadion nach dem 1:0 am Dienstag im deutschen Bundesliga-Topspiel den Unterschied zwischen den Dauer-Champions aus München und dem BVB. Die einen lechzen auch nach sieben Meisterjahren nach dem achten Titelgewinn in Folge, die anderen haben schon wieder ein entscheidendes Spiel verloren.

Bei sieben Punkten Rückstand und sechs ausstehenden Runden sind Dortmunds letzte Titelhoffnungen praktisch beendet, wie auch der vor einem Jahr aus München zum BVB zurückgekehrte Mats Hummels zugab. „Jetzt entscheiden nur noch die Bayern, ob sie es machen oder nicht.“

Bayern-Coach Hansi Flick gab sich zurückhaltender und meinte nur: „Das ist ein schönes Gefühl, sieben Punkte Vorsprung zu haben.“ Flick ließ im Glücksgefühl des Sieges nicht unerwähnt, welchen Anteil am Erfolg gerade auch er als Nachfolger des im November 2019 abgelösten Double-Gewinners Niko Kovac hat: „Wir waren irgendwann vor der Winterpause mal mit vier Punkten hinten dran.“ Es waren nach der 14. Runde sogar einmal sieben Zähler Abstand auf Platz eins.

„Brutal wichtig“ nannte der Mann des Abends den vorentscheidenden Bayern-Schlag im Titelkampf. Joshua Kimmich entschied die Partie nicht nur mit einem „Geniestreich“, wie Flick schwärmte. Der 25-Jährige kam auf 109 Ballaktionen, mit der Laufleistung von 13,7 Kilometern stellte er einen Bundesliga-Saisonrekord auf. „Mit den Fans im Rücken geht das schon“, scherzte Kimmich im praktisch leeren Stadion.

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Flick rühmte den Juniorchef, den er dauerhaft ins zentrale defensive Mittelfeld versetzt hat. „Auf der Sechs kann er seine Stärken noch besser einsetzen“, begründete Flick. Kimmich ist zudem einer, der in den Teamsitzungen besonders zuhört. Das wurde beim Lupfer über den düpierten BVB-Torwart Roman Bürki deutlich. „Es war schon spontan, aber ich wollte das so. Wir wurden vor dem Spiel darauf hingewiesen, dass Bürki ab und an weit vor dem Tor steht.“

Dafür gab es Lob vom Coach. „Josh ist einer, der immer antreibt, zu 100 Prozent fokussiert ist und eine Gewinnermentalität hat“, sagte Flick, der hinzufügte: „Es gibt viele Spieler bei Bayern München, die diese Mentalität haben.“ Dazu zählt auch David Alaba, der neuerlich eine souveräne Leistung im flexiblen Abwehrzentrum bot und seinen achten Meistertitel in Folge mit den Bayern anpeilt.

Dortmund hingegen fehlte der Bayern-Punch. Hadern durfte der BVB mit dem nicht gegebenen Elfmeter beim Schuss von Erling Haaland, den Jerome Boateng mit dem Oberarm zur Ecke abwehrte. Ansonsten wird bei der Borussia nun wieder über den auch im zweiten Jahr titellosen Trainer Lucien Favre diskutiert, während die Bayern mit Flick eine reiche Ernte in der von der Corona-Pandemie beeinträchtigen Saison einfahren könnten.

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Bayerns Triple-Traum lebt

Der erste Triple-Schritt ist praktisch vollzogen. In zwei Wochen soll gegen Eintracht Frankfurt der Einzug ins DFB-Pokalfinale folgen. Und vielleicht wird irgendwann im Sommer auch noch die Champions League fertiggespielt, in der sich die Bayern bis zum Corona-Zwangsstopp im März ebenfalls zu einem echten Titelanwärter entwickelt hatten.

Bayerns kommender Pokal-Gegner Frankfurt hingegen ist derzeit weniger gut in Schuss. Nach dem Heim-3:3 gegen Freiburg steht die Truppe von Coach Adi Hütter bei einem Punkt aus den drei Spielen nach der Corona-Pause, der Abstiegskampf droht immer mehr zur Realität zu werden. „Wir wollten unbedingt gewinnen und einen Befreiungsschlag landen, die Mannschaft hätte ihn sich verdient gehabt. Es sind zwei verlorene Punkte“, meinte Hütter.

Seine Mannschaft holte zwar ein 1:3 auf und erarbeitete sich eine Vielzahl an Chancen, muss aber weiterhin auf den ersten Liga-Sieg seit dem 7. Februar warten. „Wenn wir sieben, acht Tore machen, hätte sich Freiburg darüber nicht beklagen können“, erklärte Hütter.

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(APA).

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